Pressemitteilung
Toepfer an zwei Wänden: „Hoch hinaus“
Angelika Hilbert und Roswitha Regh strahlten um die Wette, als sie mit Bürgermeister Christian Herfurth die kleine Ausstellung im Killingerhaus eröffneten. Denn die Schwestern aus der Idsteiner Familie Hilbert haben nicht unerheblich zur Neukonzeption der Wechselausstellung „Toepfer an zwei Wänden“ im Killingerhaus beigetragen. Gemeinsam mit der dritten Schwester, Ulrike Hilbert, die leider nicht anwesend sein konnte, haben sie dem Stadtmuseum ein Bild des Idsteiner Malers Ernst Toepfer geschenkt. Die Schenkung war willkommener Anlass, die für die Wechselausstellung vorgesehenen zwei Wände im Museum wieder einmal umzugestalten. Die Idee: Diesmal sollte es „Hoch hinaus“ gehen und „Türme“ im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Denn auch das Toepfer-Bild der Familie zeigt den Hexenturm – in Gewitterstimmung. Entstanden ist das Werk 1935.
Seit 1911 lebte der Kunstmaler in Idstein. In Wiesbaden geboren, besuchte der junge Toepfer zuvor die Malschule Bouffier in seiner Heimatstadt und absolvierte anschließend eine künstlerische Ausbildung in Karlsruhe sowie ein Kunststudium in Berlin. Auf der Suche nach einem passenden Atelier in seiner Heimatregion fand Toepfer im heutigen Höerhof sein künstlerisches und familiäres Zuhause. Lange Zeit wurde das Haus sogar nach ihm benannt. Im Atelier, aber auch in der freien Natur entstanden seine Werke – meist auf Leinwand in Öl. Der Hexenturm gehörte mit Sicherheit zu den Lieblingsdarstellungen des Künstlers – wahrscheinlich auch, weil das Idsteiner Wahrzeichen über den Sofas des Bürgertums gerne einen Platz fand. So malte er den Hexenturm von allen Seiten, zu verschiedenen Jahreszeiten und in unterschiedlichstem Licht.
Im Eigentum der Stadt ist auch eine Darstellung des Hexenturms im Frühling, die ebenfalls in der Ausstellung präsentiert wird. Weitere Türme ergänzen die beiden Idsteiner Motive: Der Kirchturm von Niederseelbach, die schon damals stark zerfallene Burgruine in Wallrabenstein, die Ruine Hartenfels im Westerwald sowie eine Darstellung des damals noch als Torbogengebäude bezeichnete, heutige Kanzleitor – mit einem Turm im Hintergrund, der alten katholischen Kirche, der Magdalenenkirche, zugeordnet werden kann.
Dauergast in der Wechselausstellung ist die „Stammtischrunde im Tal“ – eines der bekanntesten Idsteiner Bilder mit den örtlichen Honoratioren. Dieses Bild schenkte der Idsteiner Bauunternehmer Dietmar Bücher der Stadt anlässlich seines 70. Geburtstages mit der Auflage, es stets für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Aber selbst diese edle Herrenrunde lässt sich ins Thema integrieren. Mit einem Augenzwinkern fragt der zu der kleinen Ausstellung erschienene Flyer: „Wollten die Mitglieder der legendären Stammtischrunde hoch hinaus oder schauten sie gar von oben herab?“. Eher kein Zufall ist es, dass dieses Bild über Jahrzehnte im Gasthaus „Zum Tal“ zu bewundern war. Der Künstler Toepfer, der gerne abends in Idsteins Gaststätten unterwegs war, konnte so manches Mal seine Rechnungen nicht zahlen. Und so wechselte das ein oder andere Bild aus der Hand des Künstlers in eine Gaststube und erfreute dort die Betrachter.