Die Gedenkstätte Kalmenhof
Die Gedenkstätte Kalmenhof
Nachdem ab Januar 1942 der städtische Friedhof aus Platzgründen keine Toten mehr aufnahm, wurden einige der Ermordeten zunächst auf dem vom Kalmenhof gekauften jüdischen Friedhof begraben. Kurz darauf richtete die Anstalt hinter dem Krankenhaus am Veitenmühlberg einen eigenen Friedhof ein.
Dieser Ort war kein Massengrab, wie oft vermutet wird, sondern ein genehmigter Friedhof mit Grabhügeln und Grabnummernschildern. Nicht zu erkennen aber war für die wenigen Angehörigen, die bei der inszenierten Beerdigung ihrer Söhne oder Töchter dabei sein durften, dass in den Gräbern mehrere Leichen lagen.
Die genaue Fläche des Friedhofgeländes lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Nach 1945 wurden die Verbrechen im Kalmenhof verdrängt – trotz eines großen Prozesses. Die Täter und Mitwisser schwiegen, die Idsteiner Bevölkerung wusste nichts oder wollte nichts wissen. Für eine der Täterinnen, Mathilde Weber, wurde sogar ein Gnadengesuch mit über 600 Unterschriften auf den Weg gebracht. Im Lauf der Zeit überwucherte der Anstaltsfriedhof, die Grabschilder gingen verloren und die Erinnerung an die Toten verschwand aus den Gedächtnissen.
In den 1960er Jahren fanden für den Bau eines Hauses und dessen Zufahrt große Umwälzungen auf dem Gelände hinter dem ehemaligen Anstaltskrankenhaus statt. Betroffen davon war möglicherweise auch der bereits damals nicht mehr erkennbare Friedhof.
Im Rahmen einer ersten Aufklärungswelle in den 1980er Jahren zu den Geschehnissen im Kalmenhof wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge über eine kleine Ausgrabungsmaßnahme eine Grabfläche für den Anstaltsfriedhof definiert, diese deckt sich aber nicht mit neueren Forschungen. Weitere Grabungen im Umfeld der Friedhofsfläche 2020 durch den Volksbund in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen konnten aber eine größere Ausdehnung des Anstaltsfriedhofs nicht verifizieren. Die Öffnung eines Grabes hingegen bestätigte, wie die Ermordeten hier ihr Grab fanden: Die drei Leichen lagen übereinander, achtlos hineingeworfen, ohne Sarg oder Tuch.
1987 wurde auf der damals definierten Fläche des Friedhofs eine Gedenkstätte eingerichtet mit einem gemauerten Rondell und Blick auf ein am anderen Ende des Gräberfeldes stehendes großes Kreuz. Der Ort wurde als Kriegsgräberstätte anerkannt. Die dort ruhenden Toten – nach einer damals erstellten Liste 353 Menschen – haben nun ewiges Ruherecht.
