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Pressemitteilung

Abfischen wurde zur spannenden Biologiestunde für Groß und Klein


Es war eine imposante Bachforelle, die dem Diplom-Biologen Thomas Bobbe und seinem Team gleich am ersten Tag beim Abfischen des Schlossteichs ins Netz eines Köchers geraten war. Im Rahmen der Neugestaltung des Uferbereichs wird der Schlossteich in den nächsten Wochen entschlammt, heißt: Der mehr als 50 Zentimeter über Grund stehende Schlamm muss abgebaggert werden. Deshalb wurde jetzt über den sogenannten „Mönch“, einem Überlauf, das Wasser langsam aus dem Teich abgelassen. Parallel dazu wurde mit dem artgerechten Abfischen begonnen, um möglichst viele Fische in andere Gewässer umzusiedeln. 

Auch Thomas Bobbe, der zuvor ein Gutachten zum Fisch- und Amphibienbestand im und am Schlossteich angefertigt hatte, war angesichts der stattlichen Forelle freudig überrascht. Wie der Name schon sagt, lebt die Bachforelle nicht in stehenden Gewässern, sondern hatte sich – ebenso wie vier weitere Artgenossen – offenbar aus dem den Teich speisenden Wolfsbach verirrt. Ein schöner Fund und Beleg dafür, dass sich im Wolfsbach Bachforellen angesiedelt haben. Sie wurden in den Wolfsbach zurückgesetzt, ebenso wie die aufgefundenen 13 Exemplare der „Schmerle“, ebenfalls eigentlich Bachbewohner. Die dokumentierten zirka 42.000 Bitterlinge und rund 4.500 Moderlieschen haben inzwischen ein neues Zuhause in den Angelteichen zwischen dem Grillplatz an den „Drei Eichen“ und Dasbach sowie in einer neuen Teichanlage in Niederselters gefunden. In stundenlangen Aktionen wurden sie ebenfalls wie alle 16 gefundenen Arten bei langsam sich reduzierenden Wasserstand vom Schlauchboot aus geduldig mit Köchern eingesammelt. Anschließend wurden sie in mit Sauerstoff versorgten Spezialbecken in ihre neuen Heimatgewässer transportiert. Sobald die Sanierungsmaßnahme am Schlossteich fertig ist, werden ein Teil der Fische wieder in den Teich eingesetzt. Denn vor allem die kleinen Fische sind notwendiges Futter für den ansässigen Eisvogel oder den Reiher.

Zur Bilanz nach drei Tagen Abfischen gehören auch 150 Kilogramm - das sind rund 1500 Exemplare - der handtellergroßen Teichmuscheln. Stück für Stück sammelten die Mitarbeiter des Idsteiner Bauhofs entlang der absinkenden Wasserlinie ein. Sie wurden zum Teil in die genannten Teichen eingebracht. Ein kleiner Teil wartet in Körben in den Teichen hängend auf Rückführung nach Idstein. Die zwar essbaren, aber nicht wohlschmeckenden großen Teichmuscheln seien wichtige Filter in stehenden Gewässern und lebten in spannender Symbiose mit den Bitterlingen, in deren Kiemen sich die Larven der Muscheln vorübergehend einnisten, erklärte Thomas Bobbe den Schaulustigen, die sich spontan am Schlossteich eingefunden hatten.

Anschaulich erläuterten die Biologen vom Team Bobbe, die ebenfalls unterstützenden Hobbyangler aus Bad Camberg und die für das Projekt verantwortliche Sachgebietsleiterin Umweltschutz der Stadt Idstein, Birgit Schiller-Wegener, die Maßnahme. Gespannt verfolgten große und kleine Zaungäste den Weg des Schlauchbootes über das Wasser und die hier und da im sinkenden Wasser zu erkennenden großen Fische: Insgesamt vier Koi-Karpfen konnten gefangen und entsprechend umgesiedelt werden. Sie gehören wie die entdeckten zwei Goldorfe oder 18 Goldfische nicht unbedingt zu den natürlichen Bewohnern des Schlossteiches. Wie die Biologen und auch die Angelfreunde berichteten, entledigen sich Teich- und Aquarienbesitzer ihrer Fische, wenn sie dieser überdrüssig geworden sind, nicht selten durch eine vermeintliche „Freilassung in die Natur“.

Beklagenswerter noch als die exotischen Teich-Bewohner sind die Müllberge, die aus dem  Schlossteich geborgen werden konnten: Absperrgitter und Barken, städtische Mülleimer, Bürostühle, ein Roller, ein Fahrrad und vieles mehr. Auffällig auch die große Anzahl leerer Flaschen, die im Schlossteich entsorgt wurden. Mehr als fünf große Müllsäcke konnten die Bauhof-Mitarbeiter mit alten Flaschen füllen. Weiterer Müll wird wohl erst beim Abbaggern zutage treten. Für diesen nächsten Sanierungsschritt muss zunächst das Restwasser abgepumpt werden und sich der Schlamm einige Zeit absetzen und verdichten. Parallel soll aber schon mit der Neugestaltung des westlichen Ufers begonnen werden. Schon jetzt ist die Neugestaltung als Grundrisszeichnung auf einem Plakat am Bauzaun zu bewundern.